Sonus
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Joshua Rifkin und The Bach Ensemble in Europa
J.S. Bach: Die Motetten
Einige Gedanken von Joshua Rifkin
Johann Sebastian Bachs Motetten gehören zu den heute bekanntesten und auch beliebtesten Werken des großen Thomaskantors. Zurecht, wie ich finde.
Dabei führte die Motette – einst der Hauptschauplatz anspruchsvollen Komponierens – zu Bachs Lebzeiten eher eine Randexistenz. Ihre frühere Rolle als Hauptmusik des Gottesdienstes hatte, zumindest im protestantischen Gottesdienst, inzwischen die gemischt vokal-instrumentale, aus mehreren kontrastierenden Sätzen bestehende Kantate übernommen. Einfache a-cappella-Stücke des ausgehenden 16. und 17. Jahrhunderts behielten zwar einen bescheidenen Platz in der Liturgie; mit wenigen Ausnahmen aber komponierte man solche Werke nur noch zu Trauerfeiern und Beerdigungen. So verwundert es auch nicht, dass wir von J. S. Bach nicht mehr als fünf gesicherte Motetten besitzen.
Er konnte dabei allerdings auf eine reiche Tradition zurückblicken - nicht zuletzt innerhalb der eigenen Familie. Denn eine Generation vor ihm schufen vor allem Johann Christoph Bach und Johann Michael Bach ausdrucksstarke Beiträge zur Gattung. Auch deren Vater, der Arnstädter Oberkirchenorganist Heinrich Bach betätigte sich nachweislich als Motettenkomponist – nur ist von den betreffenden Werken keines erhalten.
Für das hohe Niveau der Motettenkomposition unter den Bachs zeugen auch die beiden bisweilen Johann Sebastian zugewiesenen Stücke Lobet den Herrn und Ich lasse dich nicht. Vor allem bei ersterem bleibt der wirkliche Autor – im frühesten Manuskript einfach als „Bach“ bezeichnet – allerdings weiterhin ein Rätsel. Ich lasse dich nicht könnte eher von Johann Christoph oder Johann Michael stammen; doch lässt sich ein weiteres, bisher nicht namentlich als Komponist feststellbares Familienmitglied nicht ausschließen.
Rätsel umschweben aber nach wie vor auch die fünf zweifellos von Johann Sebastian Bach stammenden Motetten. Nur bei Der Geist hilft unser Schwachheit auf kennen wir den Entstehungsanlass: Wie eine Notiz auf der autographen Partitur mitteilt, schrieb Bach das beschwingte Stück 1729 zur Begräbnisfeier des Thomasschulrektors Johann Heinrich Ernesti. Auch bei Jesu, meine Freude, Fürchte dich nicht und Komm, Jesu, komm handelt es sich offenbar um Trauermusiken; doch liegen die näheren Umstände ihrer Komposition im Dunkeln, und ebensowenig können wir bei der letzten Motette, Singet dem Herrn ein neues Lied, sagen, warum Bach diese so kraftvolle und festliche Musik komponierte; jeder bisherige Versuch, einen passenden Anlass zu finden, führte ins Leere.
Doch ja: Die Enstehungsanlässe und -jahre der Motetten sind vielleicht für heutige Hörer auch nicht so wichtig, denn wir können uns in jedem Falle an dieser fantastischen, einerseits so komplex konzipierten, andererseits aber auch so unglaublich mitreißend komponierten Musik erfreuen!
Dabei verdanken Bachs Motetten ihre Beliebtheit im heutigen Konzertleben nicht zuletzt der Chorpflege des 19. und 20. Jahrhunderts – kaum ein Singverein oder ambitionierter Kirchenchor, der sich nicht an diese Werke herangewagt hätte; naturgemäß mit Besetzungen, wie sie auch für die Werke der eigenen Zeit verwendet wurden. Bach aber hatte seine Singstimmen im 18. Jahrhundert einfach besetzt und ließ – wie bereits Der Geist hilft unser Schwachheit auf nahelegt – zumindest doppelchörige Motetten mit die Singstimmen doppelnden Instrumenten verstärken. Dieser Praxis soll auch unsere Aufführung folgen, und dabei entsteht ein Klang, der heute zwar erfreulicherweise schon wieder recht häufig in Konzerten und auf Aufnahmen zu hören ist, der aber deutlich von unseren ererbten Traditionen abweicht.
Programm:
J.S. Bach: Motetten BWV 225-229
The Bach Ensemble:
Gerlinde Sämann, Barbora Kabatkova - Sopran
Terry Wey, David Erler - Altus
David Munderloh, Tore Tom Denys - Tenor
Tomas Kral, Felix Schwandtke - Bass
Susanna Ogata, Cynthia Freivogel - Violine
David Miller - Viola
Myron Lutzke - Violoncello
Arno Jochem - Violone
Jeanette Krause, N.N. - Oboe
Armin Köbler - Taille
Eva-Maria Horn - Fagott
Marcin Szelest - Orgel
Joshua Rifkin - musikalische Leitung
Preis:
20.000,- Euro, zuzüglich Reisen und Unterkunft
Momentan noch verfügbare Konzerttermine im Jahr 2020: 26. und 27. Juli. Kontaktieren Sie uns gerne wegen möglicher weiterer Optionen!
Franz Schubert: Die Schöne Müllerin
Joshua Rifkin mit dem Tenor David Munderloh
Liebe - Glück - Verzweiflung - Tod: Franz Schuberts Liederzyklus Die Schöne Müllerin (op.25, D. 795), der auf Gedichten des romantischen Poeten Wilhelm Müller basiert, enthält alle notwendigen Elemente, die eine tragische Geschichte im 19. Jahrhundert ausmachten.
Müller veröffentlichte seine - übrigens Ludwig Tieck gewidmeten - Dichtungen im Jahre 1820 und Schubert machte sich vermutlich zwischen Mai und September 1823 an die Vertonung der Texte. Der damals 26-Jährige wählte allerdings für seinen Liederzyklus nur 20 der 25 Gedichte aus Müllers originaler Sammlung aus, und ließ gerade diejenigen weg, die leicht ironische Züge aufweisen und mit denen der Dichter die Geschichte noch ein wenig aufgelockert hatte. In Schuberts Liedzyklus dagegen schreitet das Verhängnis also ungebremst voran, seinem dramatischen und im romantischen Verständnis natürlich auch unausweichlichen Ende zu.
Doch Schuberts Musik gehört zum Schönsten, was im Bereich des Kunstliedes jemals geschrieben wurde. Dabei sind viele der Lieder ganz einfach gehalten und bezaubern gerade durch diese Schlichtheit; andere faszinieren durch ihre Raffinesse und Komplexität, wieder andere durch ihre eingängigen Melodien oder ihre mitreißende Rhythmik.
Erleben Sie diese wunderschöne und feinsinnige Musik hier in der Interpretation des erfolgreichen Tenors David Munderloh und des weltbekannten Forschers, Dirigenten und Pianisten Joshua Rifkin im Konzert - und genießen Sie einen emotional höchst intensiven Liederabend voller Glück und voller Verzweiflung!
David Munderloh - Tenor
Joshua Rifkin - Fortepiano
Preis:
3.800,- Euro, plus Reisen und Hotel
Bei mehreren Konzerten in zeitlicher Nähe kann sich dieser Preis reduzieren. Kontaktieren Sie uns gerne wegen möglicher Anschlusstermine!
Besuchen Sie Joshua Rifkin und The Bach Ensemble auch auf unserem YouTube-Kanal. Auch David Munderloh ist hier natürlich mit einer Playlist vertreten.
Diverse Klangbeispiele des Orchesters finden Sie außerdem auf unserer Website.
The Bach Ensemble, 1978 an der amerikanischen Ostküste von dem Dirigenten und Tastenspezialisten Joshua Rifkin gegründet, gewann bereits 1982 internationale Anerkennung mit seiner preisgekrönten Einspielung der h-Moll-Messe Johann Sebastian Bachs – einer der ersten überhaupt auf historischem Instrumentarium, und die erste, welche die vom Komponisten vorgesehene Besetzung wiederherstellte. Zum internationalen Ruhm dieser Gruppe von schon damals sämtlich höchst individualistischen Musikern trugen weiter Aufnahmen des Magnificat, mehrerer Instrumentalwerke und zahlreicher Kantaten Bachs bei, von denen viele noch heute als Referenzaufnahmen gelten.
Im Jahr 1988 konnte das Bach Ensemble sein zehnjähriges Bestehen dann mit einer ersten Europa-Tournee feiern; seither gastierte es regelmäßig bei Festivals in Italien, Österreich, Belgien, Deutschland, Frankreich, Polen, Schweden und Großbritannien, aber auch in Australien, Kanada und den USA.
Grundlagen des Musizierens sind für die Mitglieder des Bach Ensembles stets die Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis, an deren Erforschung Joshua Rifkin selbst immer wieder beteiligt war und ist. Doch bei aller Wissenschaftstreue: Im Zentrum des Musizierens steht in jedem Falle die Lebendigkeit einer Aufführung und die emotional mitreißende Interpretation der gespielten Werke. Dabei wird insbesondere die sehr poetische, textnahe Klanglichkeit der Gruppe gerühmt, aber auch die stets ausgezeichnete, natürliche Balance zwischen den einzelnen Stimmen und Instrumenten und die feinsinnige Herangehensweise an das Repertoire, die jeden Affekt intensivst auskostet, aber auf oberflächliche Effekte verzichtet.
Längst gehört das Bach Ensemble zum Establishment der internationalen Alte Musik-Szene – doch auch nach über vier Jahrzehnten haben die Aufführungen dieser inzwischen sehr international besetzten Formation zum Glück nichts von ihrer Frische und unmittelbaren Anziehungskraft für ihr Publikum verloren!
Joshua Rifkin zählt laut der großen Musik-Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart „zu den bedeutendsten Bach-Interpreten der Gegenwart“, und die Süddeutsche Zeitung bezeichnete ihn jüngst als den „vielleicht größten Radikalen unter den Dirigenten“.
Als solcher leitet er nicht nur sein Bach Ensemble, sondern ist auch immer wieder bei Orchestern in Nordamerika und Europa, Japan und Israel zu Gast, vor allem für Aufführungen Bach‘scher Werke, die von Publikum und Kritik mit viel Beifall bedacht werden. Doch ist sein musikalisches Interesse nicht exklusiv auf Bach beschränkt, und so genießt Joshua Rifkin auch für seine Interpretationen eines Repertoires, das von der frankoflämischen Vokalpolyphonie über Monteverdi bis Strawinsky, von Händel bis Richard Strauss, von Mozart bis Gershwin, Webern und in die jüngste Moderne reicht, internationale Anerkennung.
Und ob Alte oder Neue Musik: Immer zeichnen Klarheit, Präzision, aber auch Ausdrucksstärke und ein Sinn für den großen Spannungsbogen sein Musizieren aus. Eine wichtige Rolle spielt aber natürlich auch die möglichste historische Wahrhaftigkeit, denn er möchte – in der Musik, wie bei allem anderen, womit er sich beschäftigt – an das Wesen der Dinge kommen, sagt er; Oberflächlichkeit sei ihm zu langweilig.
Seit langem gilt Rifkin entsprechend auch als Kapazität der internationalen Bach-Forschung, nicht zuletzt wegen seiner bahnbrechenden und einflussreichen Arbeiten zur Vokalbesetzung der Kantaten, Passionen, Messen und Motetten. Auch verdanken sich seinem wissenschaftlichen Impetus wesentliche Erkenntnisse zu Heinrich Schütz und vor allem Josquin Desprez.
In letzter Zeit richtet sich sein Forscherinteresse darüber hinaus noch auf ein unerwartetes Gebiet: Holländische Kupferstecher im Umkreis Rembrandts. Auch zu diesem Thema konnte er sich in der Fachwelt bereits den Ruf eines bedeutenden Spezialisten erwerben.
Im Jahr 1999 wurde Joshua Rifkin wegen seiner Verdienste um die Bach-Interpretation die Ehrendoktorwürde der Universität Dortmund zuteil, 2013 erhielt er die Lichtenberg-Medaille als höchste Auszeichnung der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und 2014 die Ehrendoktorwürde der Musikakademie Krakau in Polen. Immer wieder leitet er an zahlreichen Musikhochschulen und Universitäten in Europa und den USA Gastseminare, Workshops und Meisterklassen, und außerdem hat er eine Professur an der Boston University School of Music inne.
Der in San Fransisco geborene Schweizer Tenor David Munderloh vervollkommnete seine Kenntnisse in historischer Aufführungspraxis als Fulbright-Stipendiat an der renommierten Schola Cantorum Basiliensis. Hier studierte er bei Gerd Türk und bei Hans-Joachim Beyer. Wertvolle Anregungen zur Gestaltung des englischen Lautenlieds empfing er vor allem von Anthony Rooley.
Der gefragte Tenor wird regelmäßig für Solopartien in Kantaten und Oratorien engagiert; die Tenor-Partien Händels sind ihm dabei ein besonderes Anliegen, aber auch für die Tenor- und Evangelistenpartien in den Kantaten und Passionen von J.S. Bach wird er häufig eingeladen. In Konzerten und Aufnahmen musizierte er so unter anderem als Solist mit Hesperion XXI und Le Concert des Nations (Jordi Savall), Collegium Vocale Gent (Philippe Herreweghe), dem Ricercar Consort (Philippe Pierlot), The Harp Consort” (Andrew Lawrence-King), der Neuen Hofkapelle München (Christoph Hammer), American Bach Soloists (Jeffrey Thomas), der J.S. Bachstiftung St. Gallen (Rudolf Lutz), sowie mit den Barockorchestern Capriccio Basel, Die Freitags Akademie, und Berlin Baroque. Dabei war er auf den meisten der bedeutenden Festivals und Konzertbühnen in Europa, aber auch in den USA, Kanada und Fernost zu Gast.
Als langjähriges Mitglied des amerikanischen Ensembles Chanticleer arbeitete David Munderloh außerdem mit vielen nahmhaften Symphonieorchestern, wie dem St. Paul Chamber Orchestra (Christopher Hogwood und Hugh Wolf), San Francisco Symphony Orchestra oder New York Philharmonic.
Auf der Opernbühne erhielt er unter anderem Beifall für seine Darstellung von The Madwoman in Benjamin Brittens Kammeroper Curlew River, sowie als Acis und als Damon in Händels Acis und Galatea oder Palide in dessen Oreste, aber auch als Don Ottavio in Mozarts Don Giovanni.
Neben der Solokarriere liebt David Munderloh noch immer das Singen in Vokalensembles. So ist er immer wieder zu hören mit dem Ensemble Gilles Binchois unter Dominique Vellard, gastierte in Anthony Rooleys Consort of Musicke, Concerto Palatino oder La Grande Chapelle (Madrid).
David Munderloh ist auf zahlreichen Aufnahmen zu hören. Es erfolgten Radio- und Fernsehübertragungen; Konzertreisen führten den Tenor in die USA, in die meisten europäischen Länder und oft auch nach Fernost.
Der Sänger lebt mit seiner Familie im schweizerischen Basel.
Hier finden Sie ein Interview mit Joshua Rifkin aus der deutschen Alte-Musik-Zeitschrift Toccata - Alte Musik Aktuell.
Sonus - Agentur für Alte Musik
Leitung: Andrea Braun
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