Anders Muskens
«Ich glaube, dass Musik weder harmlos noch eine reine Bagatelle sein kann.
Sie muss die Emotionen beherrschen: Manchmal entführt sie in andere Welten, manchmal verzaubert sie mit zärtlichsten Blicken; dann wieder ist sie düster, tragisch, verzweifelt oder wütend! Wechselweise entrückt und alarmiert
(Edward Young)! Die Emotionen der menschlichen Existenz sind ihre Essenz, und Musik besitzt die Fähigkeit, mit großer Tiefe und Kraft auszudrücken, was nicht leicht durch Worte ausgedrückt werden kann.
Die Überzeugung, dass so etwas mit Musik erreichbar ist, steht im Zentrum meiner Herangehensweise an eine Aufführung, und diese Ideen erinnern an die vorherrschenden Theorien künstlerischen Ausdrucks im 18. und 19. Jahrhundert: Musik als eine Sprache der Gefühle
.
Die verschiedenen Emotionen oder Affekte, die in jedem musikalischen Werk existieren, müssen in der Aufführung zum Leben erweckt werden, und sie müssen Musiker und Publikum gleichermaßen leiten — von den zartesten Seufzern bis zum gewaltigen Tumult, als verkörperte Empfindsamkeit. Diese expressive Kommunikation ist jedoch nur möglich, wenn der Musiker wie ein Redner denkt: ein eloquenter Rhetoriker, der durch seine Darbietung mächtige Gefühle in den Zuhörern weckt.
Und ich glaube, dass all dies mit historischen Tasteninstrumenten am besten funktioniert, wegen ihres nuancierten Klangs, ihrer Sensibilität, lebendigen Farben, ihrer Individualität und Seelenfülle, die diese Emotionen in uns erzeugen können. Ich hoffe, durch meine Aufführungen, in die ich meine Forschungen zur historischen Spielweise und Funktion dieser Instrumente einfließen lasse, das Publikum auf eine solche Reise führen zu können.»
Anders Muskens ist ein kanadischer Spezialist für historische Tasteninstrumente, Musikwissenschaftler und Ensembleleiter, der als internationaler Künstler in Nordamerika und Europa tätig ist. Er begann seine Klavierstudien im Alter von 4 Jahren in Edmonton, Kanada, schloss ein Associate-Diplom in modernem Klavier am Royal Conservatory of Music, Toronto, ab, machte seinen Master in Fortepiano am Royal Conservatoire of The Hague und promoviert derzeit in Musikwissenschaft an der Eberhard Karls UniversitätTübingen, wo er rhetorisches Handeln und frühneuzeitliche Theaterpraktiken in Bezug auf musikalische Aufführungen erforscht.
Als Gründer und Leiter des Barockorchesters Das Neue Mannheimer Orchester bemüht er sich um die Wiederbelebung der vergessenen Musik des Mannheimer Hoforchesters (die Mannheimer Hofkapelle), das ursprünglich von 1742 bis 1778 in Mannheim existierte und dann nach München zog.
Außerdem erhielt Anders zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, und er trat bei vielen wichtigen Festivals und in einigen renommierten Hallen in ganz Europa und Kanada auf, darunter das Concertgebouw in Amsterdam, das Festival Oude Muziek Utrecht, die Schwetzinger Festspiele, die I Concerti di Campagna-Serie in Monte Compatri, Ottawa, Edmonton, Cambridge, bei der London International Exhibition of Early Music, dem MAfestival Brugge, dem Laus Polyphoniae Festival Antwerpen, dem Grachtenfestival in Amsterdam und einer Konzertreihe in Brünn. Darüber veröffentlicht er zahlreiche Alben mit Solo- und Ensemblemusik .
SONUS über Anders Muskens:
Wenn Anders Muskens Fortepiano oder Cembalo spielt, dann wirkt die Musik fast immer licht und klar, ist sehr gut durchhörbar und exzellent gegliedert. Kurz: Er spricht eigentlich, wenn er spielt.
Und damit erreicht er auch Menschen, die mit dieser Art von Repertoire sonst eher wenig anfangen können — denn plötzlich verstehen sie, was das Stück ihnen mitteilen möchte, fühlen sich angesprochen.
Dazu kommt die höchst beeindruckende Virtuosität, die er an den Tag legt. — Ja, sicher, fast bei jedem Tastenspezialisten spricht man heute von Virtuosität; aber was Anders macht, ist doch noch mehr: Er spielt eben nicht nur schnell, sondern trotzdem extrem präzise, es rutscht hier nichts durch, sondern jeder Ton ist genau so laut oder leise, wie er es sich vorstellt und wie er sein soll. Das kenne ich nur von sehr, sehr wenigen Tastenspielern heutzutage, und Anders ist sicherlich der jüngste unter diesen Meistern.
Was für die meisten Konzertbesucher vielleicht nicht so interessant, aber für anspruchsvolle Konzertveranstalter doch ein Sahnehäubchen sein dürfte, ist außerdem die fundierte Forschung, die seinen Interpretationen — egal ob als Dirigent oder Clavierspieler — zugrunde liegt: Da kann man auch als erfahrener Hörer dieser Art von Repertoire den einen oder anderen neuen Aspekt entdecken — und so geht auch der Hörprofi nach einem solchen Konzert sehr zufrieden nach Hause!
Hörproben
Ludwig van Beethoven: Claviersonate No. 21 in C-Dur, Op.53 »Waldstein«: I. Allegro con brio
Ludwig van Beethoven: Claviersonate No. 23, Op. 57, »Appassionata«: III. Allegro ma non troppo - Presto
Jean-Philippe Rameau: »La Villageoise«
Besuchen Sie Anders Muskens auch auf unserem YouTube-Kanal!