Philipp Mathmanns singuläre Stimme fasziniert mit selbstverständlichen, schwebenden Höhen, ihrer wunderbaren Klarheit und klanglichen Intensität. So ist der junge deutsche Sänger inzwischen einer der international gefragtesten Countertenöre respektive Sopranisten seiner Generation.
Aufgewachsen in Lippstadt, begann Philipp schon als Jugendlicher mit einer Stimmausbildung, die er — später Bundespreisträger beim Wettbewerb Jugend Musiziert — nach seinem Abitur im Wesentlichen bei Renate Faltin an der Musikhochschule Berlin und außerdem in Meisterkursen und im Privatunterricht bei renommierten Interpreten wie Ingeborg Danz, Kai Wessel und Barbara Schlick oder Emma Kirkby vertiefte.
Ein durchaus abendfüllende Beschäftigung, sollte man meinen — nichtsdestotrotz studierte er zusätzlich zu dieser Gesangsausbildung noch Medizin und arbeitet heute neben seiner Sängerkarriere als Oberarzt der Universitätsklinik für Phoniatrie und Pädoaudiologie in Münster.
Seit seinem Operndebüt 2011 im Theater des Schlosses Sanssouci in Potsdam ist er regelmäßiger Gast internationaler Musikfestivals wie etwa dem Musikfest Bremen, dem Festival Oude MuziekUtrecht, dem MAfestival in Brügge, der Styriarte in Graz, dem Festival della Valle d’Itria in Italien, bei den Tagen Alter Musik in Herne, den Internationalen Händelfestspielen in Göttingen, den Ludwigsburger Schlossfestspielen oder den Händel-Festspielen in Halle.
Besonders liegen ihm dabei das barocke Repertoire und die historische Aufführungspraxis am Herzen, und so übernahm er im Laufe seiner Karriere zahlreiche Rollen in Opern von beispielsweise Händel, Vivaldi, Scarlatti und vielen weiteren Barockkomponisten, sang anspruchsvollste Sopran- und Countertenorpartien an Opernhäusern in aller Welt, von der Semperoper Dresden über das Teatro Real in Madrid, Bayreuth, die Opéra de Monte-Carlo, Opéra de Versailles, bis zur Staatsoper unter den Linden in Berlin und der Wiener Staatsoper.
Mindestens ebenso reizvoll ist für Philipp Mathmann jedoch das Konzertrepertoire, und so musiziert er regelmäßig mit diversen historisch informiert musizierenden Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, Les Talens Lyriques, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Orkiestra Historyczna („OH!“), Armonia Atenea, I Barocchisti, dem Ensemble 1700 und Concerto Köln, mit Dirigenten wie George Petrou, Christophe Rousset, Gianluca Capuano, Dorothee Oberlinger, Rubén Dubrovsky und Diego Fasolis. In der Spielzeit 2023/24 tourte Mathmann aber auch mit dem Opern-Pasticcio „Their Master’s Voice“ mit Cecilia Bartoli und John Malkovich.
Natürlich ist der Sänger inzwischen auch auf zahlreichen CDs zu hören, darunter zwei Solo-Alben, außerdem in Fernseh- und Rundfunkproduktionen verschiedenster Länder, mit bekanntem und vor allem auch unbekanntem Repertoire; er sang auch diverse Weltersteinspielungen wiederentdeckter Werke ein.
SONUS über Philipp Mathmann
Viele (ehrlich gesagt sogar die meisten) der Countertenöre und männlichen Sopranisten, die viel Oper singen, scheinen in meinen Ohren nicht mehr für die Aufführung konzertanter, vor allem geistlicher (Alter) Musik geeignet: zu viel Vibrato, Laustärke und daraus resultierende Schärfe; zu wenig Rhetorik, Phrasierung, Gestaltung von Melodielinien; zu wenig den Text sinnvoll unterstreichende Dynamik, zu diffuse Artikulation und unklare Vokale; Effekthascherei statt Affekte.
Was sich natürlich aus der Arbeit mit großen Orchestern in großen Opernhäusern und Sälen leicht erklären lässt, aber einen Sänger meines Erachtens für einen guten Teil des konzertanten Repertoire disqualifiziert (zumindest mag ich das dann nicht mehr hören ...).
Philipp hat dieses Problem nicht. Vielleicht ist es auch seiner Qualifikation als Mediziner, als Phoniater zu danken, dass es ihm gelingt, seine Stimme trotz vielfältiger Auftritte in Opernhäusern und großen Räumen noch perfekt überlegt zu führen und sauber zu artikulieren. Und sicherlich ist es ein Resultat seiner musikalischen Intelligenz, dass er in seiner Liniengestaltung nie den Bezug zum Text verliert, dass er exzellent phrasiert, dynamisch differenziert gestaltet und Ausdruck durch Farben, das Spiel mit dynamischen und agogischen Spannungen erzeugt, statt durch reine Lautstärke.
Hörproben
Johann Sebastian Bach: Tief gebückt und voller Reue
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